Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel habe ich die Kapitel zu den grundlegenden Theorien meiner Master Thesis fertiggestellt. In Kapitel 2 wurden die grundlegende Konzepte zu “Landmarks in Routenbeschreibungen” erläutert. Der Ausgangspunkt dabei war die Beschreibung von Theorien zur menschlichen Wegefindung und Navigation. Eine weit verbreitete Definition von Wegefindung ist jene von Montello (2005): “Navigation is the coordinated and goal-directed movement through the environment by organisms or intelligent machines.” Navigation wird dabei in die Komponenten “Locomotion” und “Wayfinding” unterteilt. Golledge (1999) definiert Wegefindung wie folgt: “Wayfinding is the process of determining and following a path or
route between an origin and destination.”
Um Wissen über Navigation weiterzugeben, gibt es verschiedene Formen, wobei Karten und Routenbeschreibungen am häufigsten verwendet werden. Untersuchungen zeigen, dass Menschen aus der Umgebung herausragenden Objekte – so genannte Landmarks – zur Orientierung und auch für die Angabe von Richtungsänderungen in Routenbeschreibungen verwenden (Siegel and White (1975), Tom and Denis (2003), Ross et al. (2004)).
Landmarks sind bekannte, kennzeichnete Objekte in einer Umgebung, die einfach erkannt und gemerkt werden können. Landmarks können nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden, wobei jene von Sorrows und Hirtle (1999) in visuelle, kognitive und strukturelle Landmarks die am häufigsten verwendete ist. Verschieden Studien zeigen auf, dass Landmarks für die Qualität von Routenbeschreibungen eine wichtige und kritische Rolle spielen (z.B. Lovelace et al. (1999), Tom und Denis (2003), Rehrl, Leitinger, et al. (2009)).
Gerade für die Navigation innerhalb von Gebäuden sind Landmarks eine wichtige Unterstützung, da man hier leichter die Orientierung verliert und Richtungsänderungen häufiger stattfinden. Deshalb wäre hier auch eine höhere Dichte von Landmarks notwendig. Allerdings gibt es in Gebäuden grundsätzlich eine kleinere Auswahl an Landmark-Kategorien und diese sind oft auch weniger herausstechend als außerhalb von Gebäuden (Gartner (2007), Radoczky (2007)). Auch existieren bis jetzt kaum reale Indoor-Navigationssysteme, die eine Navigation mit Landmarks anbieten. Huang und Gartner (2010) zeigen auf, dass die Bereitstellung von Landmark-basierten Routenbeschreibungen eine der zentralen Herausforderungen von Indoor-Navigationssystemen ist, welche noch Bedarf für weitere Forschung und Entwicklung aufweist.
Kapitel 3 wird sich nun der Entwicklung des “Indoor Landmark Navigation Model” widmen. Dazu wurde im ersten Subkapitel eine Recherche der bestehenden Ansätze zur automatischen Generierung von Routenbeschreibungen mit Landmarks durchgeführt. Bis auf eine Ausnahme beziehen sich dabei alle Ansätze auf Routengenierungen für den Outdoor-Bereich.
Nachdem damit die theoretischen Konzepte meiner Arbeit erläutert wurden, darf ich mich nun als nächstes (endlich) der Entwicklung des ILNM widmen. Der erste Schritt dazu wird die “Landmark identification” sein. Das heißt es wird eine Klassifizierung erstellt, welche Objekte sich grundlegend als Indoor-Landmarks eignen, unabhängig von einer konkreten Route. Diese Klassifizierung wird exemplarisch für die Daten des Campus-GIS der WU durchgeführt.
Nachdem ich bis Ende des Jahres mit dem UNIGIS-Modul “OpenGIS und verteilte Geoinformationsverarbeitungen” widmen werde, wird mit der Entwicklung eines Ansatzes für die Landmark-Identifikation Anfang nächsten Jahres begonnen. Ich freue mich schon auf diesen spannenden Teil meiner Masterarbeit!
Literatur
Gartner, Georg (2007). “Semantic Wayfinding with Ubiquitous Cartography”. In: Proc. of the XXIII International Cartographic Conference, pp. 4-10.
Golledge, Reginald G (1999). “Human wayfinding and cognitive maps”. In: Wayfinding behavior: Cognitive mapping and other spatial processes, pp. 5-45.
Huang, Haosheng and Georg Gartner (2010). “A Survey of Mobile Indoor Navigation Systems”. In: Cartography in Central and Eastern Europe. Ed. by Georg Gartner and Felix Ortag. Lecture Notes in Geoinformation and Cartography. Springer Berlin Heidelberg, pp. 305-319.
Lovelace, Kristin L., Mary Hegarty, and Daniel R. Montello (1999). “Elements of good route directions in familiar and unfamiliar environments”. In: Spatial information theory. Cognitive and computational foundations of geographic information science. Springer, pp. 65-82.
Montello, Daniel R. (2005). “Navigation”. In: The Cambridge Handbook of visuospatial thinking. Ed. by P. Sha and A. Miyake. New York: Cambridge University Press,pp. 257-294.
Radoczky, Verena (2007). “How to design a pedestrian navigation system for indoor and outdoor environments”. In: Location Based Services and TeleCartography. Berlin: Springer.
Rehrl, Karl, Sven Leitinger, Georg Gartner, and Felix Ortag (2009). “An Analysis of Direction and Motion Concepts in Verbal Descriptions of Route Choices”. In: Spatial Information Theory. Ed. by KathleenStewart Hornsby, Christophe Claramunt, Michel Denis, and Gerard Ligozat. Vol. 5756. Lecture Notes in Computer Science. Springer Berlin Heidelberg, pp. 471-488.
Ross, Tracy, Andrew May, and Simon Thompson (2004). “The Use of Landmarks in Pedestrian Navigation Instructions and the Effects of Context”. In: Mobile Human-Computer Interaction – MobileHCI 2004. Ed. by Stephen Brewster and Mark Dunlop.Vol. 3160. Lecture Notes in Computer Science. Springer Berlin Heidelberg, pp. 300-304.
Siegel, Alexander W. and Sheldon H. White (1975). “The Development of Spatial Representations of Large-Scale Environments”. In: ed. by Hayne W. Reese. Vol. 10. Advances in Child Development and Behavior. JAI, pp. 9-55.
Sorrows, Molly E. and Stephen C. Hirtle (1999). “The nature of landmarks for real and electronic spaces”. In: Spatial information theory. Cognitive and computational foundations of geographic information science. Springer, pp. 37-50.
Tom, Ariane and Michel Denis (2003). “Referring to landmark or street information in route directions: What difference does it make?” In: Spatial information theory. Foundations of geographic information science. Springer, pp. 362-374.